Bildinfos

• Bild 2 und 3: Besatze
• Bild 4: einfache Stickerei
• Bild 5 bis 7: Merowinger-zeitliche Rekonstruktion aus einem Grab im heutigen Mainfranken (Ausstellung im Knauf-Museum 2021)
• Bild 8: Eine solche Borte bitte nicht - die ist komplett unauthentisch!

Mehr Details

Es gibt bereits einige Kitguides bzw. Ausrüstungs-Übersichten aus der betrachteten Zeit – teilweise gelten für Karolinger auch manche Aussagen über die Ausrüstung in benachbarten Landstrichen (wie Wikinger) oder Epochen (wie Merowinger, Ottonen). Siehe die Informationsquellen und Links weiter unten.

Baumwolle gab es im Jahr 800 in Europa noch kaum - sie war Importware und dementsprechend exklusiv. Das ist auch schon das wichtigste, was man bei seiner Kleidung beachten sollte, denn die allermeisten kommerziellen „frühmittelalterlichen“ Kleidungsstücke bestehen aus Baumwolle. Stattdessen muss man auf Leinen oder Wolle zurückgreifen. Nur sehr wohlhabende Rollen können auch Baumwolle oder die noch luxuriösere (ebenfalls aus Byzanz importierte) Seide verwenden.

Man kann davon ausgehen, dass der Aufwand für die Gewinnung von Wollstoff (incl. der dafür nötigen Zucht- bzw. Ackerbauarbeit) geringer als der für Leinen war, dass also Wolle aus diesem Grund soweit wie möglich statt Leinen eingesetzt wurde. Außerdem lässt sich Wolle besser als Leinen färben (siehe Farben). Allerdings wurde – wahrscheinlich weil es angenehmer zu tragen war – als Unterwäsche (d.h. bei auf der bloßen Haut getragenen Kleidungsstücken) Leinen und nicht Wolle eingesetzt. Auch Leinenhosen waren bei den Franken stark verbreitet (unklar ist mir noch, ob das nur für die warme Jahreszeit gilt). Und es gab sogar prachtvolle Oberbekleidung / Tuniken, die aus Leinen hergestellt waren, z.B. das stark mit Seidenfäden geschmückte leinerne Hemd der Königin Bathilde, siehe S. 397 in [2]. Wer im Sommer wegen der Hitze keine Wolltunika über einer leinernen Untertunika tragen wollte, konnte entweder einfach die Wolltunika weglassen, oder er besaß eine leinerne „Ober-„ Tunika, die auch verziert sein konnte. Ich gehe davon aus, dass beides existierte. Auch Hiltibolt¹ nennt zeitgenössische Berichte zu (roten!) Leinenhosen und zu Leinen als Oberbekleidung.

Für sehr (!) edle Kleidungsstücke und auch für Besatze (z.B. an Kragen und Säumen) an festlicher Kleidung kam auch die bereits erwähnte Seide zum Einsatz, die allerdings von weither importiert werden musste und dementsprechend teuer war.

An karolingischer Kleidung haben Besatze wie im Bild 8 nichts zu suchen – das ist schlicht Industrieware, die pseudo-mittelalterlich aussehen soll. Wenn überhaupt, dann kann man brettchengewebte Borte annähen – allerdings war diese Verzierung wohl eher bei den Wikingern verbreitet. Bei den Franken waren es eher Besatze aus andersfarbigen Leinen-/Wollstreifen, die teilweise mit Stickereien verziert waren (z.B. zu sehen im Stuttgarter Psalter) [1].

Um frühmittelalterliche Kleidung zu verschönern, wurden teilweise aufwändige Webmuster wie Fischgrät oder Diamantköper verwendet.

Socken, Handschuhe und Mützen waren oft per Nadelbindung (Nalbinding) aus Wolle hergestellt. Das sieht zwar ähnlich wie gestrickt aus, ist aber eine ganz andere Technik.

Natürlich wurde auch Leder eingesetzt. Hier ist darauf zu achten, dass kein schwarzes Leder verwendet wird – das wäre unrealistisch (wegen des Aufwands - siehe Farben).

Auch Felle wurden verwendet. Allerdings waren unsere Vorfahren keine Wilden, als welche Germanen gerne dargestellt werden. Kleinere Fellstücke wurden aufwändig verarbeitet, d.h. in passende Formen geschnitten und miteinander vernäht. Daraus wurden Kleiderstücke wie Mäntel, Umhänge, Krägen geschneidert, die auch heute noch gut aussehen würden (statt sich einfach eine tote Tierhaut um die Schulter zu hängen).

Infoquellen

Siehe auch Kitguides und andere Websites

• [1] http://www.tribur.de/blog/2014/11/04/die-karolingische-tunika-iii-mehr-als-ein-schnitt/ (wie immer muss ich hier auf den super Blog von Tribur verweisen)
• [2] https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/fbbw/article/download/57650/48920
• http://www.hurstwic.org/history/articles/daily_living/text/clothing.htm (hier gibt’s auch ein paar Infos zu Franken und ansonsten zu zeitgenössischer Bekleidung, u.a. der Wikinger)
• Infos zu Stoffe des Frühmittelalters: https://www.mittelalterforum.com/index.php/Thread/3374-Stoffe-des-Fr%C3%BChmittelalters/

• Infos zu frümittelalterlichen Stichen, Nähten und Säumen: https://web.archive.org/web/20171015152846/http://www.wikingerkleidung.de/index.php/naehen/stiche-naehte

• Infos zum Annähen von Besatzen: https://www.mittelalterforum.com/index.php/Thread/7150-Hilfe-Halsbesatz-beleg-ann%c3%a4hen/

• https://de.wikipedia.org/wiki/Kleidung_im_Mittelalter

   

Bezugsquellen

Shops für Stoffe

• Handgewebtes Leinen: gibt’s noch bei ebay. Z.B. unter „Bauernleinen“ suchen (war früher oft Teil der Aussteuer).
• Rota Temporis schneidert selbst die Tuniken und geht gerne auch auf Sonderwünsche (Lang-, Kurzarm, andere Schlitzungen, mit/ohne Geren etc.) ein²
• Hannyrdi schneidert Kleidung u.a. für Karolinger³
• Frühmittelalter-Schneiderei Sawa Agnimar - wirkt sehr authentisch⁴
• Thorids Gewandung: Shop und Auftragsarbeiten: https://www.thorids-gewandung.de/shop/gewandung-f%C3%BCr-s-mannsvolk/tuniken/
  
• Spindel und Schwert ist eine Bekannte aus unserer Karolinger-LH-Gruppe Hiwisca)⁵
• Kostüm-Atelier⁶
• Slavic Medieval-Shop bei Etsy (vieles ist Wikingerzeug, aber manches kann man auch für Karolinger nutzen)⁷
• Wikingerkleidung (Tuniken, Hosen) aus Leinen und Wolle: http://www.othalacraft.com/index.php?id_product=74&controller=product
  
• Medievaldesign aus Italien (haben u.a. auch 8./9. Jhdt.)⁸
• Burgschneider - manches geht in Richtung authentisch (Material, Schnitt), auf jeden Fall günstig⁹
  
• http://www.lichtgewand.de/mittelalterliche-gew%C3%A4nder/gew%C3%A4nder-f%C3%BCr-mannsbilder/alamannen-merowinger-karolinger-100-900-n-chr/
• Auch https://www.facebook.com/SagenSchneiderey71/ hat qualitativ hochwertige Tuche (auch ungefärbt).
• Tuchhändler, der auch zelttauglichen (!) wasserdichten Loden anbietet: https://www.woolsome.shop/product-category/wool-fabrics/wool-heavy-loden-fulled-twill/ (Tribur hat die Wasserdichtigkeit ausprobiert) - und Leinen sogar mit Diamantköper bieten sie auch an
• Tuchhändler Naturtuche: https://www.naturtuche.de
• Tuchhandel Bunte Tuche: https://www.buntetuche.de/
• Stoffhändler Der Stoffdealer: https://www.der-stoffdealer.de/
• https://finkhof.de/stoffe/webstoffe/
• Quelle für schweren Leinenstoff: https://www.sartor-stoffe.de/grobes-leinen-zinnoberrot_z10661/
• Und noch mehr Bezugsquellen hier: http://lidskjalf.de/wp-content/uploads/2017/03/Bezugsquellen-Links.pdf

Läden und Handwerker für Leder

• Kromwell Pelart GmbH in Nürnberg, Thumenberger Weg 26, T. 0911 58076-40, Frau Scheller, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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