Hier stellt sich mein Karolinger-Charakter einmal selbst vor:

(und hier geht's zu seiner Ausrüstung)


 

Mein Name ist Gerolf Arnfing1, aber zu Hause rufen manche mich Gero und einige Thorstein. Geboren wurde ich im Herbstmonat im zehnten Jahr von König Pippin auf dem Grimwald2-Hof. Der Hof liegt in der Nähe von Kellede3, was im Hundesrucha4 liegt, und zwar im Treveris gowe, aber nicht weit vom Nah gowe entfernt.

Mein Vater war Arnolf, Sohn des Wolfgrim. Mein Großvater Wolfgrim war ein entfernter Vetter von Matfried, Graf des Mosel gowe5. Vater sagte mir, dass wir dadurch sogar sehr weitläufig mit König Pippin und König Karl6 verwandt seien. Als ich klein war, besuchte mein Großvater einmal Matfried in Dieden hoven und nahm mich sogar mit dorthin.

Das erste Weib meines Vaters starb bei der Geburt ihres zweiten Kindes im Kindbett - und das Kind mit ihr. Er hatte sie jung geheiratet, aber die Ehe brachte ihm keine Nachkommen; auch ihr erstes Kind war bereits in Kindesalter verstorben.

Als freier Franke leistete mein Vater König Pippin mehrfach Heerfolge. Im dritten Jahr seiner Herrschaft zog er gegen die Friesen und Sachsen und mein Vater mit ihm - dies war kurz nach dem Tode seines ersten Weibes. Einige Friesen und Sachsen hatten sich mal wieder erhoben und der König wollte für Ruhe sorgen. Als sie sich gerade in der Nähe des Meeres befanden, traf ein Bote im Heerlager ein, der von einem Überfall berichtete. Nicht weit entfernt waren See-Gauten mit ihren Schiffen in Land gegangen und brandschatzten und raubten friesische Dörfer aus7. König Pippin ließ sein Heer sofort aufbrechen und dorthin marschieren. Für das ausgeraubte Dorf kam ihre Hilfe zu spät, aber durch Zufall stießen sie unterwegs auf die See-Gauten, die weitere Dörfer überfallen wollten. Gegen die zahlreichen Franken hatten die See-Gauten keine Chance und zogen sich rasch zurück. Auf ihrem ungeordneten Rückzug konnten die meisten von ihnen gefangengenommen werden. Sie wurden selbstverständlich alle getötet. Der Rest von ihnen wurde bei ihren Schiffen gestellt und erhielten dort das gleiche Schicksal. Auf den Schiffen war aber auch ein junges Weib, das zudem sehr hübsch war. Es stellte sich heraus, dass sie von diesen See-Gauten auf ihrem Raubzug aus ihrer Heimat im Norden geraubt worden war, um sie als Sklavin zu verkaufen, obwohl sie selbst eine See-Gautin war. Da sie den Räubern nicht angehörte, durfte sie am Leben bleiben. Mein Vater hat nie erzählt, wie er es schaffte, aber er durfte sie als Kriegsbeute mitnehmen. Nach dem Feldzug machte er sie zur Freien und nahm sie als sein Weib – mein Großvater Wolfgrim war sehr verärgert darüber, da sie keine Besitztümer in die Ehe einbrachte (er hatte für meinen Vater bereits eine neue Braut vorgesehen, die damals aber noch zu jung für eine Verlobung war). Dies ist meine Mutter, Frida8, eine Nordfrau, Tochter des Thorstein von Rundø. Als Frida die Beute meines Vaters wurde, rückte für sie ihre alte Heimat im Norden und ihr Vater Thorstein von Runde in unendliche Entfernung - aber ihr Schicksal hatte es dennoch gut mit ihr gemeint.

Im Jahr darauf kam meine Schwester Edigna auf die Welt und noch ein Jahr später meine zweite Schwester Geretrudis. Anschließend gebar meine Mutter noch ein Kind, das früh verstarb, bis ich selbst auf die Welt kam. Ein weiteres Kind, das meine Mutter anschließend auf die Welt brachte, wurde nicht einmal ein Jahr alt, und mein jüngerer Bruder Radolf starb, kurz bevor er zum Manne geworden wäre. Schon bei ihrer Gefangennahme konnte sich meine Mutter grob mit meinem Vater unterhalten, und bald sprach sie fränkisch fast so gut wie er. Sie hatte aber immer noch großes Heimweh nach ihrer Heimat. Sie sagt immer, dass es dort noch schöner als im Frankenreich sei. Deshalb gab sie jedem ihrer Kinder auch einen nordischen Namen, auch wenn mein Vater diese überhaupt nicht mag: meine Schwestern nennt sie Solveig und Ragnhild und mich Thorstein (nach ihrem Vater). Mit der Zeit haben sich einige auf unserem Hof diese Namen ebenfalls angewöhnt und nennen uns so - zumindest wenn mein Vater nicht in der Nähe war. Zudem nennt sie aus irgendwelchen Gründen unseren Hof Grimurwald (oder "Grimrwald") statt Grimwald. So bin ich also Gerolf Arnfing vom Grimwald und Thorstein von Grimurwald, auch wenn das komisch klingen mag.

Verheiratet bin ich mit Runhild. Sie kommt ursprünglich aus dem Sachsengebiet, genauer von denjenigen Westfalen, die bereits seit längerem Christen sind und Verbündete von uns Franken9. Sie stammt dort von einem begüterten Bauern, der meinen Vater auf einem Feldzug gegen die heidnischen Sachsen kennenlernte und unsere Ehe vereinbarte, als wir noch keine 14 Jahre alt waren. Runhild ist ein treues und fleißiges Weib, das Haushalt, Gesinde und Garten gut im Griff hat, auch mal fest zupacken kann und auf meiner Kleidung sehr schöne Stickereien anbringt. Zudem gefällt mir auch ihr Aussehen. Aber ich merke, dass sie, trotzdem sie Christin ist, noch vielen Dingen aus dem alten Glauben anhängt. So bringt sie jedes Jahr Speiseopfer10 für ein fruchtbares Frühjahr. Und sie opfert auch für die Gesundheit unserer Kinder. Sie hat mir fünf Kinder geschenkt, von denen jedoch nur noch zwei leben: mein Erstgeborener Wolfgrim wurde im fünfundzwanzigsten Jahr von König Karls Herrschaft geboren - mein anderer überlebender Sohn Wolfhard im siebenundzwanzigsten Jahr.

Als mein Vater im zwanzigsten Jahr von König Karl an einem bösen Husten verstarb, wurde ich der neue Grundherr auf unserem Hof – Gott sei gepriesen lebt aber meine Mutter Frida auch heute noch. Meine Familie hat offenbar ein besonderes Verhältnis zum König - vielleicht sind wir ja wirklich irgendwie mit ihm verwandt. Jedenfalls muss ich - wie zuvor meine Vorfahren - unsere jährlichen Abgaben deshalb unmittelbar an die königlichen Güter abführen und nicht zuerst an den Gaugrafen, und sie sind etwas niedriger als die der Gemeinfreien. Und mein Vater brachte mir auch bei, dass wir dem König dafür mehr als die Gemeinfreien zu Treue und Heerfolge verpflichtet sind. Ich ziehe aber trotzdem immer mit dem Heerbann des Treveris gowe, wenn wir in den Krieg gerufen werden. Und König Karl ruft uns recht oft – fast jedes Jahr, was mir dann doch etwas viel wird. Unser Hof ist nicht so groß, wir haben auch nicht viel Gesinde, und mein Fehlen macht sich dann immer bemerkbar, auch wenn die Hörigen während meiner Abwesenheit bei uns etwas mehr mithelfen müssen.

Von meinem Vater habe ich einen Schuppenpanzer geerbt, den ein Schmied mir angepasst hat. Daneben habe ich sogar ein Schwert namens „Twostreik“ – und natürlich meine Lanze. Viele beneiden mich um meine gute Ausrüstung, die ich meinen Vorfahren (und so mancher Kriegsbeute) zu verdanken habe. In die Schlacht reite ich auf meinem Ross „Bless“ (das so heißt, weil es so aussieht). Das Kämpfen habe ich auch von meinem Vater und meinem Großvater gelernt. Leider musste ich immer mit den Latenkindern üben, weil ich auf unserem Fronhof ja nur meinen jüngeren Bruder hatte.

Auf unserem Hof bauen wir Korn, Hafer und Gemüse an und halten Kühe, Ochsen, Schweine, Schafe und Hühner. Außer meinem Hengst Bless haben wir noch ein zweites Ross, die Stute „Fôôl“. Und natürlich bauen wir immer an unseren Gebäuden und Zäunen herum und machen winters im Wald Holz. Ich habe stets genug zu tun und komme eigentlich nicht sehr viel herum – außer mit dem Heerbann. Die Feldzüge sind eigentlich auch immer ganz schön, aber auch gefährlich. Ich habe schon viele sterben gesehen, und selbst habe ich einige Schrammen und Narben eingefangen, unter anderem quer über Stirn und Wange.

Von Zeit zu Zeit reise ich die paar Meilen nach Treveris, um unsere Abgaben zu der Königspfalz dort zu bringen. Das ist für mich immer eine willkommene Abwechslung von der Arbeit auf dem Hof. Ich verbringe dann auch immer dort eine Nacht in Cluserado, Lyve oder  Matrihesdorf vor den Toren von Treveris, wo ich jeweils Verwandtschaft habe. In Matrihesdorf gehe ich auch gerne in die kleine Kirche und bete zum heiligen Martin, der uns Franken vor allem Übel schützen möge. Treveris dagegen ist sehr beeindruckend. Solche riesigen Gebäude aus Stein (!) habe ich sonst noch nirgends gesehen. Es heißt, in Colonia und in Roma wären die Gebäude sogar noch größer. Was mich allerdings in Treveris stört ist, dass viele dort keine Fränkische Zunge sprechen können oder - was ich eher glaube - wollen. Und ihr Welsch verstehe ich nicht. Aber in der Königspfalz sprechen alle meine Sprache.

Natürlich bin ich ein Christ – ich bin ja kein verderblicher Heide wie die Sachsen. Dafür gehe ich jede Woche in die heilige Messe. Zusätzlich suche ich noch den Schutz der guten Geister. Zum Beispiel von Wuodan. Mein Großvater sagte, dass das früher einmal ein Gott wie Christus war, aber dass er in einer Schlacht verloren hätte und Christus der Stärkere sei. Aber bei uns glauben fast alle, dass Wuodan auch jetzt noch etwas Zaubermacht hat und es sicher nicht schadet, ihm zu opfern und um Beistand zu bitten. Zum Beispiel verwenden wir bei Verletzungen oft folgenden Zauber:

sôse bênrenki, sôse bluotrenki,
sôse lidirenki:
bên zi bêna, bluot zi bluoda,
lid zi geliden, sôse gelîmida sîn.

Meine Mutter war früher keine Christin. Sie betete noch einen Gott Odin (ich glaube, das ist einfach ihr Name für Wuodan) und andere Götter an. Ich weiß, dass sie das heimlich immer noch macht, zum Beispiel wenn einer von uns krank ist. Mir hat sie aus Holz einen Anhänger gemacht und darauf etwas eingeritzt, das wie Buchstaben aussieht – sie nennt es Runen und sprich ihm schützende Kräfte zu. Kann ja nicht schaden, es zu tragen. Buchstaben kann ich übrigens erkennen, aber lesen brauche ich nicht zu können. Ich bin ja kein Schreiber...

Außer den Heiligen und den Geistern gibt es auch noch weitere Wesen mit Zauberkräften, zum Beispiel die Alben und die Riesen. Ich habe selbst noch keine gesehen, vielleicht gibt es in unserer Gegend auch keine oder keine mehr, aber im Winter erzählen wir uns die Geschichten von ihnen weiter. Meine Mutter kennt etwas andere Geschichten als der Rest auf unserem Hofe, aber Alben und Riesen gibt es dort auch11. Und natürlich erzählen wir uns schaurige Geschichten von den furchtbaren Schraten.

Meinen Herrn, König Karl, verehre ich sehr. Er führt unser Frankenreich zur Stärke und schützt uns vor unseren Feinden - besonders den liederlichen Sachsen. Sachsen traue ich überhaupt nicht. Thüringer, Baiern und besonders Alamannen sind mir da schon lieber. Für Karl würde ich in jede Schlacht ziehen.

 


 

Derzeit bin ich auf einer abenteuerlichen Reise - der weitesten in meinem ganzen Leben - hinaus in den äußersten Norden. Meine Söhne Wolfgrim und Wolfhard sind nun erwachsen und können den Hof auch in meiner Abwesenheit bewirtschaften. Ich will jetzt endlich nach meiner Verwandtschaft im Norden - auf der Insel Rundø - suchen. Deshalb habe ich mich einem Fernhändler namens Theodric aus Ingelinheim angeschlossen, der in den Norden reist. Leider konnte ich es meinem Weib Runhild nicht verwehren, dass sie auch mitreist. Ich hätte sonst jahrelang ihr Gemecker ertragen müssen - dass die Reise für sie sehr gefährlich ist, hatte ich ihr oft genug gesagt. Außerdem reist mit uns ein Hanswurst namens Hruotland, ein junger, ungestümer und oft unbedachter Sohn eines reichen Grundherrn, der vor seinem Weib flieht. Mit ihm gerate ich oft aneinander, weil er mir zu wild ist. Aber wir Franken und Christen müssen im Norden zusammenhalten, denn dort ist es wirklich gefährlich für uns. Ich bete zu Gott, allen Heiligen und allen guten Geistern, dass sie mich wieder heil nach Hause führen mögen.

 

Im HTLM-Quelltext ist folgendes von einer hide-Classe umgeben: Derzeit bin ich auf einer abenteuerlichen Reise - der weitesten in meinem ganzen Leben - hinaus in den äußersten Norden. König Karl schickt eine Gesandschaft12 zum Dänenkönig Godofrid13. Was unser König genau mit ihm vereinbaren will, weiß ich nicht - dafür hat er einen Königsboten mitgeschickt. Ich vermute, dass es um die Sachsen geht. Dieser Reisegruppe gehöre ich an, weil mir meine Mutter die Sprache der Nordleute und See-Gauten beigebracht hat. Ein Ratgeber Karls wusste das und hat mich der Gruppe zugeteilt. Er sandte einen Boten, um mich in die Königspfalz Ingelinheim zu rufen. Ich zögerte erst, weil ich für die Arbeit auf unserem Hof gebraucht werde, aber meine Abenteuerlust siegte schließlich in mir und ich machte mich auf den recht kurzen Weg nach Ingelinheim - es sind nur zwei Tagesreisen14 vom Grimwald-Hof. Unser Ziel ist eine Stadt mit Namen Sliesthorp, wo Godofrid lebt. Während der Reise müssen wir durch unsichere Gebiete - sowohl der Sachsen wie auch der Wenden. Auf unserem Weg müssen wir die große Elv überqueren und bis zu einem Fluss namens Slia, wo ein großer Wall stehen soll. Ich bete zu Gott und allen guten Geistern, dass sie mich wieder heil nach Hause führen mögen.

 


Ingesamt ist hier ist noch einiges zu recherchieren, um das hieb- und stichfest zu machen, z.B. mal das Buch „Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum“ von R. Puhl besorgen und lesen. Aber o.a. Hintergrund ist schon mal ein Anfang und wird ggf. später noch korrigiert.

 



 

Gerolfs Ausrüstung

 

 

References & Footnotes
  1. Wikipedia-Patronym : https://de.m.wikipedia.org/wiki/Patronym#Deutsch
  2. Wikipedia-Grimoald : https://de.wikipedia.org/wiki/Grimoald
    Grimwald / Grimoald / Grimowald ist ein Vorname, im Laufe der Jahrzehnte wurde das auch für den umliegenden Forst (der 'Grimwalt / Grimwald') verwendet; heute steht in der Nähe die Grimburg
  3. Wikipedia-Adalgisel_Grimo : https://de.wikipedia.org/wiki/Adalgisel_Grimo
    Kell am See, welches Adalgisel Grimo bis ins Jahr 634 als Lehen besaß; Grimo ist dabei die Koseform von Grimoald, einem Vorfahren von Gerolf
  4. Wikipedia-Hundesrucha : https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Hundesrucha_(HRR)_1000.png
    Hunsrück
  5. Wikipedia-Matfriede : https://de.wikipedia.org/wiki/Matfriede
    Matfried könnte ein Stammvater des Geschlechts der Matfriede sein, die aus dieser Gegend stammen könnten und deshalb später hier weiter als Gaugrafen des Moselgaus eingesetzt wurden
  6. Wikipedia-Arnulfinger : https://de.wikipedia.org/wiki/Arnulfinger
  7. Wikingerzüge und Überfälle : https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Wikingerz%C3%BCge_und_%C3%9Cberf%C3%A4lle_(Zeittafel)
    bezeugt sind neben frühem Handel der Wikinger auch einzelne kleinere Raubüberfälle
  8. Wikinger-Namen : http://www.drangur.de/seiten/wikinger/wissen/namensgebung.htm
  9. Westfälische Geschichte : http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/txt/wz-6199.pdf
  10. Heidnischer Bauernbrauch : https://www.nwzonline.de/wirtschaft/weser-ems/alter-heimischer-bauernbrauch_a_1,0,520284515.html#
  11. Nordische Mythologie : http://www.nordische-mythologie.de/html/lexi/gotwesn.htm
    die Mythologie differenziert sich im Frühmittelalter zwischen Nord- und Westgermanen
  12. Wikipedia-Hemming : https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hemming
    siehe auch die späteren Verhandlungen mit Hemming
  13. Wikipedia-Gudfred : https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gudfred
  14. Wikipedia-Tagesreise : https://de.wikipedia.org/wiki/Tagesreise
    ca. 100 km

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